La Cetra Barockorchester & Leila Schayegh – Corelli vs. Leclair
24. September 2023
17:00
Sion
Église des Jésuites
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Alle Wege führen nach Rom und damit zu Corelli“, sagt Leila Schayegh. Der Einfluss des italienischen Komponisten erstreckte sich über ganz Europa und trug wesentlich dazu bei, die Instrumentalmusik – und insbesondere die Violine – in einer Zeit zu prägen und weiterzuentwickeln, in der diese noch hinter der Vokalmusik zurückstand. Schon zu Lebzeiten Corellis wurde sein Werk, obwohl es quantitativ relativ klein war, überall bekannt. In Italien war der Komponist, der heute als Begründer der modernen Violintechnik gilt, absolut bekannt und wurde von zahlreichen Mäzenen unterstützt, von Christine von Schweden bis hin zu Pietro Ottoboni, einem Neffen des Papstes, dessen Vermögen ebenso kolossal war wie sein Geschmack in künstlerischen Dingen. In der deutschsprachigen Welt wurde er von Johann Sebastian Bach bewundert, und der Leipziger Thomaskantor entlieh seinem italienischen Vorbild das melodische Thema seiner Orgelfuge in h-Moll (BWV 579), während in Frankreich Couperin-le-Grand ihm seinen „Parnassus“ mit dem Untertitel „L’Apothéose de Corelli“ widmete. Über Händel gelangte Corellis Werk sogar nach England, wo es sofort ein großer Erfolg wurde.
Sechs Opuszahlen – fünf, die zu Lebzeiten des Autors veröffentlicht wurden und jeweils zwölf Sonaten enthielten, und eine sechste, die 1714 posthum veröffentlicht wurde und die zwölf Concerti grossi enthielt – reichten aus, um Corelli zu diesem Ruhm zu verhelfen. Der innovative Erfindungsreichtum dieser Werke ist bemerkenswert. So wird das berühmte Opus 6 oft als der Grundstein des italienischen Barockkonzerts angesehen.
Das Concerto grosso, wie es von Arcangelo Corelli entwickelt wurde, stellt sich als eine Reihe musikalischer Wettkämpfe zwischen dem Concertino (einer kleinen Gruppe von Solisten) und dem eigentlichen Concerto grosso dar, der großen Gruppe der Orchestermasse, die laut Zeugnissen manchmal bis zu hundert Musiker umfasste. Das sehr einheitliche Concertino besteht immer aus zwei Violinen und einem Cello mit Basso continuo, ein Ensemble, dem manchmal eine Bratschenstimme hinzugefügt wird. Diese vom Orchester losgelöste Gruppe steht in einem lebhaften Dialog mit dem Orchester. Für das Ohr“, so Leila Schayegh, „ergibt sich daraus ein köstliches Spiel zwischen Kraft und Sanftheit, symphonischer Masse und solistischer Freiheit“. Die Anzahl der Sätze und ihr Wechsel zwischen langsamen und schnelleren Abschnitten war noch nicht standardisiert. Corelli war ein wunderbarer Experimentator und nutzte das reiche Potenzial dieser neu entstehenden Gattung, die ihm als Laboratorium diente.

Als Jean-Marie Leclair, ein französischer Komponist der jüngeren Generation, sich dieser Form annahm, hatte sich bereits eine gewisse Stabilisierung vollzogen. So werden seine Werke alle der dreisätzigen Struktur entsprechen, die im gesamten 18. Jahrhundert die Norm sein wird: lebhaft, langsam, lebhaft. Ebenso wird sich das Concertino in eine einzelne Solostimme oder eine Gruppe von stark individualisierten Solisten verwandelt haben, deren Dialog mit dem Orchester stärker dramatisch wird, wobei der geistreiche Austausch zwischen zwei Gruppen zur Theatralisierung der Einsamkeit eines Einzelnen gegenüber der Masse wird.
Leila Schayegh erklärt: „Für uns heute sieht vielleicht alles so aus wie das, was wir einfach als Barockmusik bezeichnen würden, aber die Unterschiede in Form und Stil sind frappierend. Und dennoch : Leclair wurde technisch und musikalisch stark vom italienischen Stil beeinflusst – und so führen letztlich tatsächlich alle Wege zu Corelli“.